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Trans Bayerwald-Wegepate

Interview mit Berthold Rauch

Heute sprechen wir mit Berthold Rauch, den wir unterhalb des Dreisesselgipfels treffen und der uns im Anschluss einen Teil auf der Trans Bayerwald begleitet. Berthold ist ein großartiger Geschichtenerzähler und kennt die Region wie seine Westentasche. Außerdem ist er einer von 40 ehrenamtlichen Wegepaten auf der Trans Bayerwald, welche sich um die Beschilderung kümmern und regelmäßig die Strecke auf Schäden kontrollieren.  

BERDHOLD: Meine Aufgabe als Wegpate ist zu schauen, dass mit den Schildern alles passt, sie gut halten und dass alles in Ordnung ist in meinem Gebiet.
MONA: Super, das ist schon eine wichtige Arbeit.

BERDHOLD: Ja. Habt ihr euch gut zurechtgefunden?
HANSE: Wir haben uns nicht verfahren.
BERDHOLD: Das freut mich und schön, dass ich euch an so einer besonderen Stelle treffe. Wir sehen hier den Hochstein, der mit seinen 1.312m ein bisschen niedriger ist als der eigentliche Gipfel. Wie ihr selber gemerkt habt, ist es heute ganz schön herausfordernd gewesen, aber man wird auch mit der kilometerlangen Traumabfahrt, einer Trailabfahrt bis zur Drei-Sessel-Alm, belohnt. Der 360- Grad Rundumblick vom Hochstein ist gigantisch, zu dem solltet ihr unbedingt noch fahren. Die tschechische Seite sieht man da drüben auch schon. Am Hochstein sieht man bis zum Lusen und bei gutem Wetter hat man sogar ein Blickfeld bis zu den Alpen.

MONA: Ich habe eine Frage. Wie ergibt sich denn diese spezielle Felsformation?
BERDHOLD: Der sogenannte Wollsackgranit ist typisch für den bayrischen Wald, denn der sieht aus, als ob sie aufeinandergeschichtet werden. Wenn man die Felsformation anschaut, denkt man, dass es nicht natürlich sein kann, aber genau diese Formation ist typisch für den bayrischen Wald.

HANSE: Sehr spannend. Wie geht es dann von hier aus weiter?
BERDHOLD: Wir haben jetzt eine wunderbare Trailabfahrt zu der Drei-Sessel- Alm vor uns und danach kommen wir zu einem ganz besonderen Wallfahrtsort namens Kohlstattbrunn. Der Legende nach war es im Jahr 1753, als der Häusler Lorenz Seidel von Frauenberg, also da unten, wo wir jetzt gleich hinkommen, zum Gottesdienst nach Grainet gegangen ist. Unser Lorenz war ein Jäger und hat immer sein Gewehr dabeigehabt und auf dem Weg nach Grainet hat er einem Hasen nachgestellt. Allerdings hat er den Hasen nicht erwischt und in dem Moment fangen die Glocken zu läuten an. Er hat diesen Hasen verflucht, weil er ihn nicht erwischt hat und genau im selben Augenblick ist ihm der Hase unter den Arm gesprungen. Der Hase war Kohlraben schwarz und hat rote Augen in der Form des wahrhaftigen Teufels gehabt. Daraufhin hat Lorenz zu Jesus und Maria gefleht und der Hase ist wieder verschwunden. Die Holzkapelle hat er aus Dankbarkeit in Kohlstattbrunn errichten lassen. Der Name kommt aus dem Brunnen, denn unterhalb der Kapelle findet sich ein wunderbares Quellwasser, dem heilende Wirkung nachgesagt wird. Es soll für Augenleiden und für Halsschmerzen wirken, aber in neuester Zeit ist es eine ganz willkommene Erfrischung für Wanderer und Biker. Also wenn wir dort vorbeikommen, füllen wir immer unsere Trinkflaschen auf - das werden wir heute auch wieder machen.

HANSE: Okay und ich habe etwas von einem verlassenen Dorf gehört, da sollten wir auch noch vorbeikommen.
BERDHOLD: Wir überqueren den Haidel wo es einen wunderschönen Aussichtsturm gibt und von da aus fahren wir dann runter in das verlassene Dorf Leopoldsreut. Das wurde im 16. Jahrhundert vom Fürstbischof von Passau gegründet, und zwar als Mautstelle, weil Leopoldsreut ja am Goldenen Steig gelegen ist, wo die Säumer vorbeigekommen sind. Es ist als Mautstelle und Versorgungsstelle eingerichtet worden und später hat sich das zu einem Dorf entwickelt. Leopoldsreut liegt auf 1110 Meter, da ist die Vegetation nicht so gut und deshalb ist es auch ziemlich karg und mühsam. Die Männer haben sich da ihr Brot beim Forst verdient, aber was Leopoldsreut besonders gemacht hat, waren die Schindelmacher. In Leopoldsreut wurden die hochwertigsten Schindeln produziert, aber das hat alles nichts geholfen. Im Jahr 1962 sind dann die letzten Leute von Leopoldsreut ausgewandert, weil einfach keine Existenz da war. Das Dorf besteht eigentlich nur noch aus dem alten Schulhaus und der Kirche, über die es auch eine sehr schöne Dokumentation und eine Bildergalerie gibt. Man muss diesen Punkt unbedingt mitgenommen haben und man sollte sich die Zeit nehmen, um die Werke anzuschauen, die das Leben und Schaffen der Leute damals in Leopodsreut zeigen - echt sehenswert.

HANSE: Super, da freuen wir uns. Danke dir, dass du dir die Zeit für das Interview genommen hast und uns so spannende Geschichten mit auf den Weg gegeben hast.

TBW_FRG_Dreisessel Berthold Rauch
Wegepate Berthold Rauch am Dreisessel - © Tourismusverband Ostbayern e.V., Foto: Norman Bielig