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"Ich mache gern, was andere nicht machen..."

10 Fragen an Boris Ringleben

Konrad Prielmeier, Unternehmenssprecher der Bayerischen Staatsforsten hat den Trans Bayerwald Pionier Boris Ringleben interviewt.

Der Mountainbiker aus Naumburg a.d. Saale ist der Erste, der die komplette Trans Bayerwald gefahren ist.

Ankerpunkt ist für den 55jährigen das Familienleben auf dem Land: Zusammen mit seiner Frau bewohnt er einen kleinen Hof im Grünen unweit von Naumburg

10 Fragen an Boris Ringleben

Es gibt den Spruch, dass man auf Reisen sucht, was man zuhause nicht findet. Was haben Sie gesucht?

In erster Linie Abstand zu unserer lauten und hektischen Arbeitswelt – und den gibt es für mich beim Sport in freier Natur. Ein Grund, warum ich mir jedes Frühjahr zwei Wochen Auszeit nehme und mit dem Fahrrad unterwegs bin. 2016 ging es an die Ostsee, 2017 bin ich auf Radwegen von Naumburg nach Passau gefahren und 2018 war der Plan mit dem MTB den Schwarzwald zu erkunden. Nun, der hat sich geändert als ich von dem Projekt Trans Bayerwald erfahren habe.

Stattdessen waren Sie Testfahrer für den Tourismusverband Ostbayern (TVO) auf der Trans Bayerwald Strecke. Wie kam es dazu?

So richtig Testfahrer war ich nicht, ich war nur zufällig der erste, der die komplette Strecke gefahren ist. Mein Wunsch nach einer landschaftlich reizvollen MTB-Tour hat sich prima mit dem Wunsch vom TVO nach einem Praxistest überschnitten. Die Trans Bayerwald wurde im Internet beworben und ein Starterpaket für Pioniere avisiert. Das war im letzten Frühjahr noch nicht ganz fertig. Nach einem Anruf beim TVO habe ich von Frau Schilling, der Marketingchefin, ein richtig gutes Vorbereitungsgespräch und den GPSTrack für mein Navigationsgerät bekommen – mehr gab es noch nicht.

Sie sind also 800 km durch den Wald gefahren ohne Landkarte und ohne Beschilderung. Hat Sie das nicht abgeschreckt?

Ganz im Gegenteil, ich habe richtig Lust auf Herausforderungen und mache gern, was andere nicht machen. Das Ganze hört sich auch abenteuerlicher an als es war, ich war ja nicht in der Wildnis, nur im Wald und letztlich auch immer in der Nähe von Ortschaften und Menschen. Trotzdem war ich oft stundenlang allein im Wald und das war einfach nur unbeschreiblich schön. Alle vier Stunden habe ich ein Foto an meine liebe Frau geschickt damit sie weiß, dass es mir gut geht. Abends haben wir dann telefoniert und auch Frau Schilling vom TVO habe ich berichtet, wie es auf der Strecke aussieht.

Aber die Strecke war schon durchgängig befahrbar?

Ja, die Region ist ja bei aller Abgeschiedenheit gut erschlossen und der GPS Track passt. Nur auf den ersten Etappen bei Wegscheid und Waldkirchen musste ich Umwege fahren, weil dort wegen der Sturmschäden gerade viel schweres Gerät im Einsatz war. Auch weiß ich jetzt was „Auf dem Holzweg sein“ bedeutet. Da hilft auch mit dem MTB nur umkehren.

Gesperrte Wege sind oft ein Grund für Ärger. Die Leute kommen in den Wald und müssen dann umkehren. Wie war es für Sie?

Man muss es so nehmen, wie es kommt. In Thüringen, Harz oder im Erzgebirge ist das ja auch nicht anders. Es ist klar, dass man nicht durchfahren kann, wenn Bäume gefällt werden oder im Weg sind. Umwege verbessern die Ortskenntnis, ist da mein Motto und es gibt Gesetze im Wald von der Natur oder von uns Menschen gemacht, über die sich Wanderer oder Radfahrer nicht immer freuen. Übrigens: Falls die Waldarbeiter Kollegen von Ihnen waren, kann ich Ihnen sagen, dass sie ausgesprochen nett und hilfsbereit waren. Einer hat mir sogar die Umleitung aufgemalt.

Wie war’s mit der Verständigung? Bayerisch ist nicht so leicht zu verstehen, wenn man aus einem anderen Bundesland kommt.

Englisch geht immer [lacht]…. Nein im Ernst, eigentlich war es ganz gut – von einigen Ausnahmen abends im Wirtshaus abgesehen. Am meisten hat mich gefreut, dass die Leute ohne Ausnahme freundlich und hilfsbereit waren. Das ist ja auch nicht selbstverständlich, aber im Bayerischen Wald war es so.

Die Trans Bayerwald besteht aus zwei Varianten, der Nord- und der Südroute. Sie sind beide gefahren. War eine Strecke nicht genug?

[lacht] Das hatte ganz praktische Gründe. Ich bin mit dem Auto nach Passau gefahren, hatte zehn Tage Zeit und musste auch wieder dorthin zurück. Ja und die Runde durch den Bayerischen Wald war mit geplanten 800 km und 17.000 hm in neun Tagen anspruchsvoll und aus meiner Sicht gut machbar. Ein großes Glück auf langen Touren ist, wenn das Wetter mitspielt. Bis auf ein wenig Regen und Gewitter war ich neun Tage Boris im Glück.

Wie haben Sie sich vorbereitet? Aus dem Stand fährt man ja auch nicht mal so eben 800 km durch den Wald.

Ich treibe das ganze Jahr Sport. Ich schwimme viel, jogge und bin natürlich auch viel mit dem MTB unterwegs. Die Natur um Naumburg und Jena ist dafür ein sehr schönes Trainingsareal. Immer am Ball bleiben bringt dann wohl die nötige Grundkonstitution, denn ich trainiere nicht gezielt für meine Radtouren. Auch Belohnung ist wichtig und so gibt es nach der Anstrengung am Abend gern ein gutes Essen und in Bayern statt Wein ein leckeres Weizen dazu.

Im Rückblick: Welcher Streckenabschnitt war der schönste?

Das ist nicht leicht zu beantworten, ich hatte oft das Gefühl, von einem schönen Waldgebiet ins nächste zur kommen. Es gibt ja zwei Varianten. Die Nordvariante führt am Grenz bzw. Arberkamm entlang und war wilder, ursprünglicher als die Südvariante. Am faszinierendsten fand ich aber die Gegensätze. An manchen Tagen bin ich durch wunderbare Mischwälder geradelt, tags darauf war es wie im Hochgebirge und wieder einen Tag später hat die Landschaft gewirkt wie in Kanada. Mit am schönsten war für mich der Große Arber und die Gegend rund um Bayrisch Eisenstein.

Wissen Sie schon wo es in diesem Frühjahr hingeht?

Sie werden lachen: Ich habe vor, die Trans Bayerwald-Tour nochmal zu fahren. Es gab so viele beeindruckende Erlebnisse und Erfahrungen, die ich gern vertiefen möchte. Ich freue mich darauf, dem WOID mit seinen Menschen wieder neu zu begegnen und [scherzhaft] natürlich ich will testen, ob alle Schilder richtig stehen.