Interview mit Dr. Stefanie Buchhold
Heute geht es um die Geschichte der berühmten Veste in Passau. Außerdem bekommen wir von der Chefin die schönsten Plätze auf dem Gelände gesagt. Auf der Veste Oberhaus in Passau genießen wir denn fantastischen Ausblick über die Stadt und auf den Zusammenfluss der drei Flüsse. Die Veste beherbergt u.a. ein Museum. Vor dem Eingang treffen wir auf Dr. Stephanie Buchhold, die das Museum leitet. Sie erzählt uns spannenden Geschichten über Entstehung und Nutzung der Veste.
Mona: Schau her, Hans. Jetzt haben wir sogar noch die Ehre, dass wir die Chefin der Veste Oberhaus hier treffen. Ich würde sagen, dass wir die Chance nutzen wir und fragen, was man hier noch alles so erleben kann.
Stefanie: Ich freue mich über Ihren Besuch. Man kann hier ganz viel machen. Wir haben beispielsweise unseren Aussichtsturm, wo im Moment viele Leute drauf sind. Das Museum und der Aussichtspunkt im Museum selbst sind auch sehr sehenswert. Auf der Veste gibt es so viele Punkte, wo man einfach einen wahnsinnig tollen Blick auf die Stadt und das berühmte Drei- Flüsse-Eck hat. Man kann hier tatsächlich als einzigen Ort in ganz Passau alle drei Flüsse sehen- den Inn, die Ilz und die Donau. Der kleine schwarze Fluss namens Ilz, der aus dem Bayrischen Wald kommt, wird oft vergessen. Von hier aus sieht man auch die Farben der Flüsse ziemlich gut.
Mona: Ja, das haben wir von oben schon gesehen, dass man das ganz gut erkennen kann. Aber für Passau wird dann die Veste Oberhaus eine große Bedeutung haben, oder?
Stefanie: Die Veste gibt es schon 800 Jahre. Im Jahr 1219 wurde sie gegründet und war zunächst eigentlich Trutzburg der Fürstbischöfe, die für die militärische Kontrolle gedient hat. Das sieht man heute auch, denn sie thront ja über der Altstadt und man kann wunderbar die Bürger in Schach halten. Nach 200 Jahren hat man dann angefangen das hier zu einem Schloss beziehungsweise zu einem Burgschloss auszubauen. Später war es denen doch ein bisschen zu klein für eine barocke Schlossanlage.
Dann wurde beschlossen die Residenz in der Stadt auszubauen. Man hat es eher als Sommerresidenz genutzt, bis die Fürstbischöfe irgendwann nicht mehr da waren. Der bayerische Staat hat dann hier ein Gefängnis daraus gemacht, wie aus allen kleinen Renaissance-Schlössern. Es wurde also als Militärstrafanstalt genutzt. Im Ganzen 19. Jahrhundert bis ungefähr 1918 waren hier oben Gefangene, Der berühmteste Gefangene, der einmal hier für ein paar Tage war, war Charles de Gaulle. Er war ein sehr schwieriger Gefangener und ist den anderen Gefangenen und der Gefängnisleitung ziemlich auf den Keks gegangen ist. Nach aktivem Mobbing von ihm haben sie ihn dann versetzt nach Ingolstadt, weil sie es nicht mehr ausgehalten haben mit ihm. Von Ingolstadt ist er dann des Öfteren geflüchtet. Insgesamt ist er dreimal ausgebrochen und ist jedes Mal im Zug erwischt worden, weil er kein Deutsch konnte bei der Fahrkartenkontrolle.
Als der Erste Weltkrieg vorbei war und die bayerische Armee aufgelöst wurde, hat man das Militärgefängnis hier auch aufgelöst. Der bayrische Staat wusste aber auch nicht so genau, was er damit machen soll. Es wurde dann eine Landwirtschaftsschule eingerichtet. Die Passauer Bürger waren aber sehr interessiert und haben gesagt, dass es eigentlich ihre Veste ist, die über der Stadt thront. Die Bürger wollten sie haben und so wurde sie vom bayrischen Staat, zu einem nicht günstigen Preis meiner Meinung nach, gekauft. Sie wollten hier ein Museum eröffnen und die Anlage für Kultur und Konzerte nutzen.
Während des Zweiten Weltkriegs e war es ein Lazarett oder ein Hilfskrankenhaus. In der NS-Zeit war hier oben auch eine Parteischule. Danach hat man aber wieder an das Museum selbst angeknüpft. Im Jahr 1952 wurde dann das Oberhausmuseum gegründet Seitdem ist das hier eine städtische Einrichtung für Kunst, Kultur und es gibt auch ganz viel für Familien mit Kindern.
Mona: Schon einiges passiert hier oben und es passiert auch immer noch einiges. I
Stefanie: Ja, genau. Wir haben immer Veranstaltungen, ob das die Burgenfestspiele vom niederbayerischen Landestheater im Sommer sind, oder der internationale Museumstag oder die Familiensonntage. Außerdem bieten wir auch Weihnachtsführungen an. Ab dem 15. November haben wir allerdings geschlossen. Im Sommer und an Weihnachten ist normal geöffnet. Es ist so ein bisschen Saisongeschäft, aber sonst ist hier eigentlich immer etwas Neues geboten.
Mona: Was ist für Sie der schönste Ort hier oben?
Stefanie: Das ist sicher die Diözesan-Sammlung, vor allen Dingen die mittelalterlichen Tafelgemälde. Das ist unsere Preziose, unser Schatz. Außerdem finde ich das spätgotische Tafelgemälde auch sehr schön. Für mich ist das einfach das künstlerisch Hochwertigste.
Mona: Vielen Dank für Ihre Zeit. Es hat uns sehr gefreut. Und jetzt wissen wir ein bisschen mehr über die Geschichte und Gegenwart der Veste Oberhaus.