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Lallinger Winkel

Interview mit Imker Süß

In unsrem heutigem Interview sprechen wir mit dem Imker Suess aus dem Lallinger Winkel- auch als Obstschüssel des Bayerischen Waldes bekannt. Er gibt uns viele Einblicke, was es heißt Imker zu sein und wie die Bienenhaltung funktioniert. Wir treffen ihn an einem wunderschönen Hof, wie sich herausstellt sein Elternhaus. Dort steht auch das Honeymobil, ein ausgebauter Bus, mit dem er im Sommer unterwegs ist und neben dem klassischen Honig noch weitere raffinierte Produkte wie Honiglikör oder Honigwein gemischt mit Johannisbeerwein anbietet. Wir haben ihn schon öfter an der Trans Bayerwald gesehen. Jetzt haben wir die Gelegenheit ins Gespräch zu kommen.

MONA: Die ganze Imkerei ist ja doch gerade ziemlich im Trend, oder? Was halten Sie als Fachmann auf dem Gebiet denn davon?
IMKER SUESS: Ich halte persönlich viel von der Imkerei, da irgendetwas mit unserer Umwelt und Natur nicht stimmt und man etwas dagegen tun muss. Die Biene selber, insbesondere die Honigbiene, hat ein ganz positives Image. Wenn die Leute etwas für die Honigbiene machen, haben sie ihr Gewissen beruhigt und gleichzeitig haben sie aktiv etwas für ein besseres Klima und eine bessere Umwelt getan. Es ist also sehr schön, dass so eine Aktivität drin ist.

MONA: Aber was können wir zum Beispiel tun, um den Insekten zu helfen?
IMKER SUESS: Da kannst du ganz viel machen. Wenn man in der Stadt lebt, bleibt eigentlich nur der Balkon, wo man Blumenkästen aufstellen kann. Man muss nicht unbedingt die schönen Geranien pflanzen, sondern lieber andere Blumen, die für die Bienen, also sowohl Honig- als auch Waldbienen und für andere Insekten, attraktiver sind, als die Geranien.
Am einfachsten wären beispielsweise die Küchenkräuter, die man dann auch frisch von seinem Balkon holen kann. Wenn die Kräuter blühen, werden die Wildbienen und Schmetterlinge magisch angezogen. Wenn man allerdings ein Haus hat, kann man den Garten schön bepflanzen und alles wachsen lassen. Den Rasen sollte man auch einmal weniger mähen, damit das Gänseblümchen blühen kann.

MONA: Ja, schau an. Was haben denn die Bienen in unserer Region, hier im Bayerischen Wald, für eine Bedeutung? Was leisten sie für einen Anteil an der Umwelt?
IMKER SUESS: Speziell in der Region Lallinger Winkel gibt es einen sehr intensiven Streuobstanbau und sehr alte Bäume, die gepflegt und mit jüngeren Bäumen erneuert werden müssen. Die Befruchtung des Obstes an diesen Bäumen ist gefährdet, wenn die Bienen nicht mehr in so großem Umfang vorhanden sind. Wenn der Obstbauer, dem die Bäume gehören, keine Ernte mehr hat, dann werden die Bäume gerodet und kommen nicht wieder.

MONA: Dann wird aus der Lallinger Obstschüssel wohl eine leere Schüssel.
IMKER SUESS: Richtig, das wird dann eine leere Schüssel. Die Gemeinde hat viel Geld in die Neubepflanzung von alten Sorten investiert und wir haben außerdem das Kompetenzzentrum für Streuobstwiesen. Das lebt und stirbt mit dem Baum und der Baum lebt und stirbt mit meinen Bienen, denn ohne das Obst ist der Baum weg. Aus diesem Grund sage ich, dass die Bienenerhaltung in der Region Lallinger Winkel für die Wirtschaft, für die Infrastruktur und für den Tourismus existenziell ist.

MONA: Und wenn wir jetzt schon bei den Bienen sind, auch bei dem ganzen Thema Beruf. Was macht man als Imker? Oder was ist das Aufgabenfeld, wenn man, wie Sie, davon leben will?
IMKER SUESS: Es ist eine ganz interessante und auch wunderschöne Arbeit. Im Großen und Ganzen geht es um die Betreuung der Bienen. Wenn es meinen Bienen gut geht, dann geht es mir auch gut.
Umgekehrt ist es genauso, also wenn es mir gut geht, dann geht es meinen Bienen auch gut. Die Bienenhaltung und das Imkern ist eine Knochenarbeit. Außerdem ist es eine ziemliche Materialschlacht, weil man für die Honiggewinnung das Doppelte, Dreifache an Zubehör braucht, damit man den Honig ernten kann. Aber danach ist es ein bisschen ruhiger und im Winter wird es leichter, denn da hat man nicht mehr unbedingt mit den Bienen am Bienenstock zu arbeiten. Allerdings hat man dann Arbeit mit den Produkten, die die Bienen gesammelt haben, denn es muss alles in Gläser abgefüllt und weiterverarbeitet werden. Man hat also ein ganzes Jahr genug Arbeit. Wenn ich meine Imkerei betrachte, ist das mehr oder weniger eine Wanderimkerei. Unsere Gemeinde ist klimatisch relativ begünstigt und wenn im Frühjahr die Obstbäume blühen, sind meine Bienen fleißig und sammeln Obst- oder Obstblütenhonig. Nach circa zwei Wochen ist dann die Blüte vorbei und dann packe ich einen Großteil meiner Bienen und fahre auf die Höhenlagen in den umliegenden Bergen.
In den Bergen ist das Klima 14 Tage später dran, das heißt also, dass meine Bienen dann wieder in die Obstblüte oder den Löwenzahn können und somit kann ich ein zweites Mal den Honig ernten.

MONA: Wie nimmt man die mit? Kommen die dann in den Bus rein?
IMKER SUESS: Genau, deswegen habe ich mein Honigmobil. Die Sachen müssen ja allesamt transportiert werden, also auch die Bienenstöcke müssen gepackt und transportiert werden.

MONA: Darum heißt der Bus also Honeymobil.
IMKER SUESS: Außerdem habe ich meine Stände fast in jeder Gemeinde und wenn ich dort an den Bienen arbeite, kommt es oft vor, dass mich die Leute nach Honig fragen. Aus dem Grund hatte ich die Idee, das auf mein Auto zu schreiben. Der Name passt also wunderbar, denn ich bin auch sehr mobil und mit dem Honig unterwegs.

MONA: Das ist echt eine coole Idee. Jetzt weiß ich auch, was es mit dem Auto auf sich hat. In das Honeymobil müssen die Bienen ja irgendwie rein- wie werden die transportiert und wie viele sind dann da drinnen?
IMKER SUESS: In einem Stock können in Summe bis zu 50.000, 60.000 einzelne Bienen drin sein, das entspricht dann einem Kasten. Über Nacht oder ganz in der Früh, bevor sie anfangen zu fliegen, wird das Flugloch zugemacht und dann packt man den Kasten und stellt ihn ins Honeymobil. Danach fährt man die Viertelstunde, nimmt den Kasten wieder raus und stellt ihn auf den neuen Platz, den man natürlich vorher schon gesucht hat und auch gefragt hat, ob man ihn dahinstellen darf.

MONA: Die Bienen kennen sich dann da aus?
IMKER SUESS: Ja, es müssen immer mehr als fünf Kilometer sein, denn sonst fliegen sie wieder auf den alten Standort zurück, auch wenn der Kasten dort weg ist.

MONA: Fünf Kilometer? Das ist aber weit.
IMKER SUESS: Ja, die merken sich das. Bienen haben ein super Gedächtnis und man kann sie dressieren, sogar auf Rauschgift.

MONA: Wo sind die Bienen jetzt?
IMKER SUESS: Aktuell sind die Bienen im sogenannten Winterlager bei mir unten.Im Frühjahr geht die Arbeit dann wieder los.

MONA: Ja, Wahnsinn. Ich habe viele Freunde, die sich dafür interessieren. Was ist, wenn man selber Imker werden möchte, als Hobbyimker? Finden Sie das gut? Was braucht man dazu? Oder auf was sollte man aufpassen? Gibt es vielleicht sogar einen Lehrgang oder irgendwelche Workshops?
IMKER SUESS: Mit der Imkerei anzufangen, auch als Hobbyimker, ist immer gut. Es gibt Ausnahmen, die sich alles selber beibringen, aber ganz so einfach ist die Bienenhaltung nicht. Für mich ist es sehr wichtig, dass man sich das Ganze bei einem Imker in der Nähe anschaut, wenn man Interesse hat. Man kann dann dort Fragen stellen oder sogar beim örtlichen Bienenzuchtverein nachfragen, denn dort bekommt man Fachinformationen und es gibt laufend Schulungen, wo man auch Kontakt mit anderen Imkern hat. Durch diesen Kontakt kann man schon viel lernen und bei vielen Zuchtvereinen ist es so, dass ein Anfänger zuerst einen sogenannten Bienenpaten bekommt. Bei uns ist das auch so. Je nach Interesse kann man dann das ganze Jahr die Arbeit mit mir machen, oder auch nur 14- tägig oder auch vierwöchig, je nach Lust und Zeit. Wenn man dann nach einem Jahr sagt, dass man mit den Bienen weitermachen will, bekommt man auch Unterstützung im zweiten Jahr, wenn man dann die Bienen selber daheim hat. Ich kann bei Aufgaben helfen, mit denen man sich nicht auskennt.
Das muss auf jeden Fall sein, denn sich einfach so ein Bienenvolk in den Garten zu stellen und zuschauen, wie schön die aus- und einfliegen, ist nicht der Sinn der ganzen Geschichte. Wenn du Bienen hast, dann hast du auch Verantwortung. Erst mal musst du das in der Veterinärbehörde melden und dann musst du auch das Tierschutzgesetz beachten.

MONA: Ja, das ist ja so, als wenn du daheim ein Schaf hättest.
IMKER SUESS: Ja, du musst dich um deine Viecher kümmern. du brauchst unbedingt einen erfahrenen Imker, der dich anlernt. Wenn du es selber schaffst, dann ist es okay, aber dann bitte nur in Abstimmung mit einem örtlichen Verein.

MONA: Und wenn man dann solche Produkte herstellt, wie eben einen Honig, wie einen Schnaps, wie einen Essig, wird man ja wahrscheinlich irgendein Gesundheitszeugnis brauchen, damit man es verkaufen darf. Oder?
IMKER SUESS: Ja, da gibt es die Lebensmittelverordnung, wo dann ganz genau drinsteht, wie du einen Honig behandeln bzw. wie du ihn abfüllen musst. Wie viel Wassergehalt er haben darf, und so weiter, denn an all das musst du dich halten.

MONA: Ja super. ich nehme mir auf alle Fälle einen Honig mit. Den kann ich locker noch in den Rucksack reinpacken und einen Wein würde ich mir fast auch mitnehmen.
IMKER SUESS: Ja, genau, einen Honigwein, der ist wieder sehr modern geworden. Eine Zeitlang ist er mal total in Vergessenheit geraten, aber jetzt kommt er wieder.

MONA: Ja, das probieren wir einfach aus. Danke für das tolle Interview und den Einblick in die Arbeit als Imker!

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Imkerei Süß im Lallinger Winkel - © Tourismusverband Ostbayern e.V., Foto: Tobias Köhler